Kurs Elektroplanung Teil 4: Steigleitungen und Küchenplanung

Steigleitungen und Küchenplanung

In diesem Teil des Kurses geht es um Leitungen nach oben bzw. nach unten, das beinhaltet auch das wichtige Thema Steigleitungen.

Danach geht’s weiter zur Küchenplanung und wie die fertig geplante Küche in den Installationsplan eingefügt wird.

Leitungen nach oben bzw. nach unten

Für die etagenübergreifende und lückenlose Elektroinstallation, sind Leitungen die nach oben oder nach unten führen sehr wichtig.

Fehlen diese Leitungen im Plan und somit auch in der Installation, sind danach aufwendige Maßnahmen nötig, diesen Fehler zu korrigieren.

Treppenhaus leer

In Treppenhäusern kommt es oft zu Leitungen die nach oben oder unten führen. Darum habe ich eine Treppenhaus-Installation erstellt, um eine möglichst einfache Erklärung zu realisieren, zeige ich ein Beispiel eines Treppenhauses mit zwei Etagen.

Treppenhaus Lichtinstallation UG

Ich beginne im Untergeschoss (UG). Am besten stellt man sich das ganze immer zuerst vor und geht es im Kopf durch.

Ich bin also im Keller und möchte ins Erdgeschoss. Ich mache die Tür ins Treppenhaus auf und es ist dunkel. Daher brauche ich einen Lichtschalter neben der Tür und eine Leuchte an der Decke.

Damit ich dann auch die Treppe bis oben sehe, macht es Sinn, noch eine Wandleuchte bei der Treppe nach oben zu verbauen. Alles wird mit einer Abzweigdose verbunden, die den Strom via Zuleitung von der HV (Hauptverteilung) bekommt.

Ok, was brauchen wir noch? Gehen wir einen Stock höher (Beispiel hat nur zwei Etagen).

Treppenhaus Lichtinstallation EG

Ich gehe also vom Erdgeschoss in den Keller, Tür auf, es ist wieder dunkel, ich brauche also einen Lichtschalter und eine Leuchte an der Decke.

Ich darf nun diese Installation nicht von einer Erdgeschoss Lichtgruppe abnehmen, sonst hätten ich zwei verschiedene Sicherungen für das selbe Licht, das geht also nicht.

Zudem brauchen wir eine Lichtschaltung die miteinander kommuniziert, das Licht kann somit von beiden Schaltstellen ein- und ausgeschaltet werden. Hier würde eine sogenannte Treppenhausschaltung Sinn machen.

Wenn man jetzt noch einmal den UG Plan anschaut, sieht man die Pfeile die ich beim Schalter, sowie bei der Wandleuchte gesetzt habe. Beide führen nach oben.

Der Schalter im UG ist also mit dem Schalter im OG verbunden, genau so, wie die beiden Leuchten.

Somit ist alles sauber verbunden.

Treppenhaus Lichtinstallation seitenansicht

Diese eigens angefertigte Zeichnung dient noch einmal zur Erklärung, eine solche Darstellung gibt es in der Elektroplanung  übrigens nicht.

Steigleitung

Um die Stromversorgung in einem mehrstöckigen Haus auf alle Etagen zu verteilen, braucht es sogenannte Steigleitungen. Diese Leitungen werden konzentriert an einer Stelle von der Hauptverteilung her nach oben in die einzelnen Etagen verlegt.

Bei grösseren Objekten werden von der Baufirma Aussparungen vorgesehen, die sich vom Keller ins oberste Stockwerk erstrecken. Hier kann nun die ganze Haustechnik verlegt werden.

In kleineren Objekten, wie in einem Einfamilienhaus, wird die Steigleitung meistens vom Elektriker selbst angelegt. Die Leitungen müssen von oben bis unten in einer Wand verlaufen.

Sinnvoll ist es, eine Steigleitung in einer Wand einzuplanen, die sich vom Keller bis ins oberste Stockwerk erstreckt und möglichst zentral im Gebäude platziert ist, um die Leitungslängen möglichst kurz zu halten. Die Mauer im Treppenhaus ist meistens eine gute Wahl.

Um die Rohranzahl einer Steigleitung zu definieren, muss man den gesamten Installationsplan bereits gezeichnet haben. Nur so kann man wirklich wissen, wie viele Leitungen vorhanden sein müssen.

Um diesen Punkt zu klären, definiere ich einfach eine nachvollziehbare Installation:

  • Dachgeschoss: 1x Lichtgruppe, 1x Raumthermostat, 1x TV und 1x Telefon Anschluss= 4 Leitungen
  • Obergeschoss: 2x Lichtgruppe, 3x Raumthermostat, 1x TV und 1x Telefon Anschluss = 7 Leitungen
  • Erdgeschoss: 2x Lichtgruppe =2 Leitungen

Ok, das macht 13 Leitungen, du fragst dich jetzt vielleicht warum im Erdgeschoss so wenige Leitungen benötigt werden. Nun, das ist einfach, nur die Leitungen die im EG über die Decke gehen werden hier gezählt.

Alle anderen Leitungen sind im Boden verlegt (Decke UG), wo auch die Hauptverteilung ist. Diese können direkt in die Hauptverteilung verlegt werden.

Warum ist es wichtig die Steigleitungen einzuzeichnen?

Ein Haus wird bekanntlich von unten nach oben gebaut, anders rum wäre es etwas schwierig :). Leitungen werden üblicherweise in einer Betondecke eingelegt und können dann nicht mehr ergänzt werden. Daher ist es nötig, schon beim Verlegen der Kellerdecke zu wissen, welche Rohre im Gesamten verlegt werden müssen.

Steigleitung Wand Treppenhaus

Damit du dir ein Bild machen kannst, habe ich eine Zeichnung von der Seite gemacht, eine solche Zeichnung verwendet man sonst in der Elektroinstallation nicht. Es geht hier nur ums Prinzip.

In der Praxis ist es sinnvoll, pro Etage jeweils ein paar Reserveleitungen einzuplanen. Es kann passieren, dass Rohre beschädigt werden und daher nicht mehr benutzbar sind.

Es kommt auch vor, dass unvorhergesehene Installationen nachträglich realisiert werden müssen. Wie etwa nachträgliche Wünsche des Bauherren oder Anderes. Aus diesem Grund mach es immer Sinn, genügend Reserveleitungen einzuplanen.

Steigleitung DG

Steigleitung OG

Steigleitung EG

Steigleitung UG Hauptverteilung

Wie auf den vier oben gezeigten Zeichnungen könnte nun eine Steigleitung auf einem Elektroinstallationsplan aussehen.

Der Standort der Verteilung spielt keine rolle, dieser muss nicht auf einer Linie mit der Steigleitung gesetzt sein. Jedoch ist es von Vorteil, wenn man die Leitungslängen kurz halten will.

Außerdem unterliegt die Bestimmung des Standorts der Elektroverteilung wie auch der Steigleitung vielen Normen, und Regeln, die abgeklärt werden müssen.

Installation in der Praxis

Ich möchte noch kurz erklären wie der Elektroinstallateur vorgeht, wenn die Leitungen auf der Schalung (bevor betoniert wird) verlegt werden.

Gehen wir davon aus, dass die Kellermauer gestellt ist und die Schalung zum zubetonieren vorbereitet ist. Nach dem Betonieren ensteht die Kellerdecke, die zugleich auch der Boden des Erdgeschoss ist.

An diesen Punkt müssen nun die Elektroleitungen und die dazugehörigen Abzweigstellen, Lampenstellen, Schalterstellen usw. verlegt werden.

Wir sprechen nun von der Kellerdecke, hier geht es um alles was nach unten installiert wird.

Der Elektriker braucht hier also den UG Plan und achtet auf die durchgezogenen Linien (Leitung in Decke).

Aber da es sich zugleich um den Boden des Erdgeschosses handelt müssen auch die Leitungen nach oben verlegt werden, dazu ist der EG Plan nötig, der Elektriker muss hier auf die gestrichelten Leitungen achten (Leitung in Boden).

Zu Anfang ist dies manchmal recht verwirrend, aber das legt sich :).

Küchenplanung

Um die Elektroplanung einer Küche auf meinem Installationsplan zu realisieren, brauche ich vom Küchenbauer einen sogenannten Detailplan.

Dieser ist im Maßstab 1:20 gezeichnet und alle Anschlüsse sind vermasst (klicken um zu vergrößern).

Alle notwendigen Anschlüsse müssen vom Küchenplaner eingezeichnet werden. Sichtbare Arbeitssteckdosen sind wohl möglich nicht eingezeichnet, daher sollte man dieses Detail immer abklären.

Beispiel Elektrozeichnung küchenplan detail 4

Anhand dieser Zeichnung erfahre ich welche Anschlüsse wo eingeplant werden müssen und vor allem welche Wattleistung die Küchengeräte benötigen. Die rot markierten Anschlüsse (Kraft) besitzen einen hohen Anschlusswert und müssen daher separat abgesichert werden.

Die blauen Anschlüsse (Dampfabzug, Arbeitssteckdosen und Kühlschrank) haben einen niedrigen Anschlusswert und werden daher an die Lichtinstallation angeschlossen.

Die genauen Vermassungen der Anschlüsse ist vor allem bei der Ausführung für den Elektroinstallateur interessant. Im Installationsplan reicht es, wenn diese ungefähr am richtigen Platz eingezeichnet werden.

Küche im Installationsplan

Beispiel Elektrozeichnung küchenplan 2

Das ist nun die Kücheninstallation, die im Installationsplan integriert wurde. Die Kraftanschlüsse führen direkt auf die Hauptverteilung da sie dort einzeln abgesichert werden müssen (Kochherd, Backofen und Geschirrwaschmaschine).

Aufgrund der niedrigen Leistung werden Dampfabzug, Kühlschrank und die beiden Arbeitssteckdosen in die Lichtinstallation integriert.

Im nächsten und letzten Teil des Kurses, zeige ich dir eine komplette Planung eines Einfamilienhauses.

Fortschritt

8 comments

  1. Josef Niederreiter

    sehr gute Aufklärung

  2. Die Zuleitung der Leuchte im EG wäre kürzer, wenn du direkt von der Abzweigdose eine Steigleitung machst oder auch von der vorderen Leuchte UG).
    Küchenapparate (KH,BO,GS) würde ich mit Bodenleitungen erschliessen.

  3. Hallo,
    Die Darstellung für die Küchenplanung war sehr hilfreich.
    Dank

  4. Danke für diese Erläuterungen.
    Ich bin Instandsetzungsmeister. Die Elektrik berührt mich dadurch eher am Rande, da sie mit meinen Arbeiten parrallel geht.
    Darum würde mich interessieren wie die einzelnen Verteilungen geklemmt werden. Die Kennfarben und das Klemmsystem sind für mich von Interesse,
    da ich viele Anlagen abklemmen und wieder anschließen muß.

  5. Nicht schlecht das Ganze, bin nämlich auf eine Baustelle in der es genau anders herum lief, keine Planung und ich muss es bereinigen,
    Eine Frage, ich soll in einem Duschen Bereich eine Elektro Fußbodenheizung installieren , ist das überhaupt erlaubt ?

  6. Alfred

    Uebersichtlich und sehr lehrreich Danke!

  7. Mit welchem Programm sind die Pläne erstellt?

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