Drahtfarben und Anschluss unbekannt, was tun?

Was ist zu tun, wenn du beispielsweise in einem Haus oder einer Wohnung eine Leuchte oder ein anderer Verbraucher anschließen möchtest, aber die Farbe der Drähte keinen Hinweis auf deren Funktion aufweist?

Ich zeige dir nun, wie ich in diesem Fall als Fachmann vorgehe. Das ist keine Anleitung für Laien!

Bei alten Installationen verwendete man früher leider andere Drahtfarben als heute. Und da diese Installationen bis heute und noch viel länger existieren, wird man noch lange mit diesen alten Farben zu tun haben. 

Des Weiteren gibt es auch einfach Pfusch-Installationen, bei der ein Nichtfachmann sein Werk verrichtet hat. Hier ist eigentlich schon alles verloren, mehr kann ich nicht sagen.

Wenn man sich hier sicher fühlen will, müsste man alles neu machen oder zumindest die ganze Installation einer ausführlichen Kontrolle unterziehen lassen und vor allen alles mit Fehlerstromschutzschalter schützen.


Drei Drähte, alle Drähte haben die selbe Farbe

Lampenanschluss mit unbekannten Farben

Für meine Erklärung nehme ich hier einfach mal eins von vielen Worst-Case-Szenarios, yay :).

Ich möchte an der Decke eine Leuchte installieren, aber alle Drähte haben dieselbe Farbe, aus welchen Gründen auch immer.

Was ich bereits weiß ist, dass es sich um einen Lampen-Anschluss handelt, da diese in der Mitte des Raumes an der Decke zu finden ist. Also ist einer dieser Drähte sicher von einem Schalter aus geschaltet.

Ein Lampenhausanschluss weist mindestens zwei Drähte auf, die Anzahl der Drähte ist jedoch nach oben offen ;). 

In meinem Fall gehe ich aber nur von drei Drähten aus, sonst würde das den Rahmen sprengen.


Kommen die Drähte alle aus demselben Kabel oder Rohr?

Lampenanschluss, welchen Draht man nicht anschließen sollte

Um bestimmen zu können, ob diese Drähte, die ich am Anschluss sehe vom selben Ort kommt, muss ich in den Lampenanschluss hineinschauen. Dieser ist meisten vertieft. 

Jetzt muss ich wissen ob alle Drähte vom selben Rohr bzw. Kabel sind. Würde nun beispielsweise ein Draht in eine andere Richtung führen, hat dieser Draht sehr wahrscheinlich nichts mit der Installation zu tun und dann darf man diesen auf keinen Fall anschließen, ohne zu wissen für was dieser gedacht ist!

Oft werden einzelne Drähte in die Rohrleitung eingezogen um später als Einziehhilfe zu dienen, falls eine Nachrüstung ansteht.

Diese Drähte führen meistens auf eine weitere Lampenstelle oder eine nicht ausgebaute Steckdosen und sind nicht isoliert. Würde man also einen solchen Draht unter Strom setzen, könnten sehr gefährliche Situationen entstehen!


Bestimmung der Drähte, wie gehe ich vor?

Also wenn ich nun drei Drähte auf der Lampenstelle habe und alle vom selben Ort kommen, sind es sehr wahrscheinlich folgende Drähte:

  • Schutzleiter
  • Neutralleiter
  • und der geschaltete Außenleiter

Um Drahtfarbe und Anschluss zu bestimmen, ist es nun möglich, diese Drähte auszumessen. Im Fokus stehen dabei Schutzleiter und Neutralleiter, die man nicht ganz einfach unterscheiden kann, da sie an einem Punkt verbunden sind.

Für das Ausmessen der drei Leiter brauche ich keinen Strom, daher wende ich als Erstes die drei der fünf Sicherheitsregeln an, die bei einer solchen Installation nötig sind.


Die Sicherheitsregeln

1. Regel: Freischalten

die Legende zeigt, welche Sicherung ich ausschalten muss

In meinem Fall handelt es sich um die Lampe in der Küche die Sicherungsbezeichnung finde ich auch auf der Legende.

Sicherungsautomat ausgeschaltet bei Elektroverteilung

Diese Sicherung schalte ich aus.

2. Regel: gegen Widereinschalten sichern

Universal Set um Wiedereinschalten zu verhindern

Bei Leitungsschutzschaltern verwendet man am besten ein universelles Set, um ein ungewolltes Wiedereinschalten zu verhindern.

Sicherungsautomat abgeschlossen

Ist die Sicherung erfolgreich geschützt, nimmt man den Schlüssel vom Schloss am besten zu sich.

3. Regel: Spannungsfreiheit feststellen

Um meine Messungen durchführen zu können, möchte ich die gesamte Licht-Installation der Küche von der Verteilung trennen. Daher mache ich meine Messungen, um die Spannungsfreiheit festzustellen zuerst an der Verteilung.

Spannungsprüfer Beha amprobe 2100-gamma

Um Spannungsfreiheit sicher feststellen zu können, braucht man zwingend einen sogenannten zweiteiligen Spannungsprüfer.

Zuerst führt man nach Herstellerangaben einen Selbsttest durch und danach kann an der Installation gemessen werden.

beim Sicherungskasten Spannung messen

Dabei messe ich alle Drähte an der Abgangsklemme gegen den Schutzleiter an der Verteilung durch. Hier muss vor allem darauf geachtet werden, dass die Messspitzen wirklich mit den Klemmen leitend verbunden werden.

Nachdem ich Spannungsfreiheit festgestellt habe, entferne ich den Außenleiter und den Neutralleiter von der Installation.

Diesen Schritt kann man sich sparen, wenn man einen Neutralleitertrenner separat für diesen Stromkreis hat und diesen bei Spannungsfreiheit auftrennt.

Auf keinen Fall darf man die Installation ohne angeschlossenen Neutralleiter in Betrieb nehmen!

Nur der Schutzleiter der Installation bleibt angeschlossen.


Spannungsfreiheit an der Installation feststellen

Um auch sicher an der Installation arbeiten zu können, muss natürlich auch hier die Spannungsfreiheit festgestellt werden. Also immer da wo gearbeitet wird, irgendwie logisch, oder?

Da ich nicht weiß, welcher Leiter welche Funktion hat, wird es schwierig eine saubere Messung durchzuführen. Drahtfarbe und Anschluss sind immer noch unbekannt.

Der zweipolige Spannungsprüfer hat zwar die tolle Funktion, gefährliche Spannung auch bei Berührung mit nur einer Messspitze zu melden, aber ich möchte einen sicheren Bezugspunkt in Form von einem Schutzleiter.

Diesen besorge ich mir Beispielsweise von einer Steckdose in er Nähe. Dabei stecke ich einfach ein Verlängerungskabel ein, das bis zum Lampenanschluss reicht.

Die weiße Dose oben rechts symbolisiert nun das Verlängerungskabel. Hier verbinde ich die Messspitze vom Spannungsprüfer mit dem Schutzleiterkontakt

Nun kann ich eine saubere Spannungsmessung durchführen, um herauszufinden, ob einer der drei unbekannten Drähte noch Spannung führt.

Ich messe also alle drei Drähte durch und da ich keine Spannung feststelle, ist die Installation sicher. 

Da es sich bei dieser Installation um einen Lampenanschluss handelt, muss die Messung aller drei Drähte natürlich zweimal durchgeführt werden.

Dabei messe ich alle drei Kontakte, drücke den Lichtschalter und messe erneut alle drei Kontakte. Niemals vergessen!


Drahtfarbe und Anschluss mit Durchgangsprüfung bestimmen

Mein Spannungsprüfer misst automatisch den Durchgang, ohne eine Einstellung vorzunehmen. Dies kann man ganz einfach testen, in dem man die zwei Messspitzen zusammenhält. Ertönt ein Signal, wird Durchgang festgestellt.

Natürlich wäre hier eine Niederohmmessung noch besser.

Dabei verbinde ich das Messkabel wieder mit dem Schutzleiter des Verlängerungskabels (Referenzmesspunkt).

Ich möchte nun schauen, bei welchem der drei Leiter ich eine Verbindung messen kann.

Wird nun eine Verbindung angezeigt, weiß ich, dass es sich um den Schutzleiter handeln muss.

Beim linken Draht messe ich nichts.

Beim mittleren Draht ist ebenfalls nichts festzustellen.

Siehe da, beim rechten Draht habe ich eine Verbindung. Das ist also der Schutzleiter.

Nun verbinde ich den Neutralleiter mit der Verteilung. Und messe erneut den Durchgang zum Schutzleiter. 

Nun habe ich auch beim mittleren Draht ebenfalls eine Verbindung zum Schutzleiter, dieser Draht ist also der Neutralleiter.

Und somit ist der Draht auf der rechten Seite der geschaltete Außenleiter.


Markieren der Drähte

Bevor ich nun weiterfahre und meine Leuchte installiere, markiere ich die Drähte mit den passenden Schrumpfschläuchen in den Farben:

  • gelb-grün für Schutzleiter
  • blau für Neutralleiter
  • braun für Außenleiter

Nun kann die Leuchte mit gutem Gewissen installiert werden. Der Außenleiter kann anschließend wieder auf die Verteilung aufgeschaltet werden. 

Auch derjenige, der nach mir eine neue Leuchte installieren will ist sicherlich froh, nicht mehr auf unbekannte Drahtfarben und Anschlüsse zu treffen.


Warum bin ich so vorgegangen?

Ich möchte noch kurz erklären was ich im Prinzip eigentlich gemacht habe.

Schutzleiter und Neutralleiter sind sich in der Ausführung eigentlich ziemlich ähnlich, sie werden bis zum Verbraucher fast identisch installiert und im Hausanschlusskasten sind sie sogar miteinander verbunden.

Diese Verbindung im Hausanschlusskasten macht es so schwer diese zwei Leiter auseinander zu halten. 

Daher musste ich die Installation von der Verteilung abtrennen.

Viele mögen sich jetzt denken, wenn sie ähnlich ausgeführt sind, kann man sie ja vertauschen. 

Ja, kann man, sofern kein FI-Schalter installiert ist geht das und es wird auch lange niemandem auffallen. Nur wird dann auf dem Schutzleiter Strom fließen, was nicht Sinn und Zweck der Sache ist.

Doch sobald eine periodische Elektrokontrolle ansteht, wird dies mit der Isolationsmessung herausgefunden und muss korrigiert werden. Und das erweist sich meistens als eine sehr aufwändige Fehlersuche, glaub mir. 

Falls aber eine Fehlerstromschutzeinrichtung installiert ist, was ich schwer hoffe, wird beim Vertauschen von Neutral- und Schutzleiter schlicht und einfach der Fehlerstromschutzschalter auslösen.

Unbekannte Drahtfarben und Anschlüsse: Alle Angaben ohne Gewähr. Wer ohne spezielle Ausbildung an Starkstrom arbeitet, begibt sich in Lebensgefahr!

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