Die 5 Sicherheitsregeln beim Freischalten der Spannung

Bevor an einer Elektroinstallation gearbeitet wird, müssen immer diese fünf Sicherheitsregeln beim Freischalten der Spannung eingehalten werden.

Dabei ist es egal wie kurz die Arbeit ist oder wie ungefährlich sie zu sein scheint. Dieser Ablauf sollte bei jedem Fachmann im Kopf eingebrannt sein. Falls nicht, kannst du dir diese Seite zur Hilfe nehmen.

Das ist nun der Anschluss, den ich freischalten möchte. Idealerweise ist dieser sogar bezeichnet, was leider nicht immer der Fall ist. 

Der Stromkreis bei meiner Installation mit der Bezeichnung 1F6 ist der Kochherd-Anschluss. Hier kann man sich z.B. eine Reparatur oder einen Austausch des Kochfeldes vorstellen.

Zuvor muss der Fachmann die fünf Regeln beim Freischalten unter Spannung beachten. Diese sehen wie folgt aus:

Regel 1: Freischalten

Als erstes muss die richtige Sicherung gefunden werden. Dies kann man anhand der Legende der Elektroverteilung ablesen 1F6 (Kochherd).

Die roten Markierungen unten am Leitungsschutzschalter signalisieren Gefahr (eingeschaltet). Nicht jeder LS besitzt diese Markierungen.

Nun kann die Sicherung ausgeschaltet werden. Dabei signalisieren die grünen Markierungen, dass der Ausgang der Sicherung freigeschaltet ist.

Das miss aber noch geprüft werden, da die Sicherung defekt sein kann und den Stromkreiss nicht trennt, oder dass es sich um die falsche Sicherung handelt.


Regel 2: gegen Wiedereinschalten sichern

Um ein ungewolltes Wiedereinschalten während der Arbeiten am Stromkreis zu verhindern, muss die Sicherung gegen Wiedereinschalten gesichert werden. 

Oft ist die Versuchung groß, einfach nur kurz die Sicherung zu trennen und die nötige Arbeit zu verrichten. Es scheint so unwahrscheinlich, dass sich gerade in diesem Moment jemand an den Sicherungen zu schaffen macht. Doch ich kann hier aus eigener Erfahrung sagen, dass genau das schon öfter vorgekommen ist.

Besonders wenn ein Stromkreis unterbrochen wird, machen sich andere Arbeiter, Anwohner oder Hauswart schnell auf den Weg zur Elektroverteilung.

Man merke sich also: Wird das Wiedereinschalten nicht verhindert, kann es schnell gefährlich werden.

Um dies sicherzustellen, gibt es spezielle Vorrichtungen, die man mit einem stabilen Schloss abschließen kann.

Hier ein Beispiel für Leitungsschutzschalter. Ich kann solche universell einsetzbaren Abschließvorrichtungen empfehlen. 

Alternativ gibt es jeweils vom Hersteller der Leitungsschutzschalter angefertigte Vorrichtungen, die aber leider nicht kompatibel zu denen anderer Leitungsschutzschalter sind. Dies hat zur Folge, dass man eine ganze Kiste mit allen möglichen Abschließvorrichtungen mitschleppen muss.

So sieht ein gesicherter Leitungsschutzschalter aus. Auf dem Verbotsschild kann z.B. folgendes vermerkt werden:

• Nicht einschalten, es wird an der Anlage gearbeitet!

• Firma, Name und Handynummer des Installateurs

• Anlage darf nur von dieser Person eingeschaltet werden

Es ist auf jeden Fall sinnvoll, den Namen der Firma oder der Person, die schaltberechtigt ist zu hinterlassen.

Am besten auch noch die Mobiltelefonnummer hinzufügen, damit z.B. in Notfällen die Sachlage kommuniziert werden kann.

 

Regel 3: Spannungsfreiheit feststellen

Um nun sicherzugehen, ob die richtige Sicherung allpolig getrennt wurde, muss der Anlageteil, an dem gearbeitet wird, mit dem geeigneten zweipoligen Spannungsprüfer auf Spannungsfreiheit geprüft werden. 

Achtung Fremdspannung!

Die Fremdspannung wird oft bei den fünf Sicherheitsregeln beim Freischalten der Spannung vernachlässigt, ist aber sehr wichtig.

Zusätzlich kommt es auch mal vor, dass besonders bei älteren Anlagen, nicht gekennzeichnete Anlageteile unter Fremdspannung stehen können. 

Fremdspannung kommt von einer anderen Verteilung und ist auch dann noch aktiv, wenn der Hauptschalter ausgeschaltet wurde.

Zum Beispiel kann Fremdspannung in einer Elektroverteilung eines Aufzugs vorkommen. Der Aufzug besitzt meistens eine Kabinenbeleuchtung, die über eine gebäudeseitige Sicherung gespiesen wird, um bei einem Stromausfall der Aufzugsanlage die Personen, die sich im Aufzug befindenden, mit Licht zu versorgen.

Wird also als Beispiel, die Elektroverteilung eines Aufzugs stromlos gemacht, ist es sehr wahrscheinlich, dass Teile der Verteilung immer noch unter Strom stehen, da diese von einer externen Sicherung gespiesen werden.

In neuen Anlagen ist dies auch meistens gut erkennbar bezeichnet (orange Drähte). Doch darauf kann man sich nie verlassen. Daher sollte man in solchen Anlagen ein Auge darauf werfen und sich sicher sein, dass keine Gefahr besteht


Restspannung

Neben der gefährlichen Fremdspannung kann bei einem ausgeschalteten Stromkreis auch noch eine sogenannte Restspannung vorhanden sein. 

Diese entstehen durch Frequenzumrichter, Kondensatoren usw. Die Restspannung wird spätestens beim Erden der Anlage vernichtet.

 

Notstrom und Notlicht-Anlagen

Besonders in der Industrie und öffentlichen Gebäuden trifft man oft auf Notstrom und Notlicht-Anlagen.

Hier ist auch besonders darauf zu achten, dass nach der Freischaltung nicht plötzlich Spannung auf der Installation vorhanden ist. Das Zuschalten des Notstroms bzw. Notlichts kann auch zeitverzögert geschehen.

 

Vorgehen mit dem zweiteiligen Spannungsprüfer

Da man sozusagen sein Leben in die Hände dieses Spannungsprüfers gibt, ist es notwendig, diesen zuerst auf seine Funktion zu überprüfen. Dabei sollte man immer nach den Herstellerangaben vorgehen.

Bei diesem Spannungsprüfer kann man einen sogenannten Selbsttest durchführen. Dabei müssen lediglich die Messspitzen zusammengehalten werden.

Dabei leuchten alle möglichen Funktionen wie Taschenlampe, Led und Display auf. Auch das akustische Signal gibt eine Sekunde lang einen Ton von sich. Somit kann eine Fehlfunktion der optischen und akustischen Signale ausgeschlossen werden.

Bevor nun die eigentliche Messung durchgeführt werden kann, muss der Spannungsprüfer an einer bekannten eingeschalteten Spannungsquelle überprüft werden. Zeigt der Prüfer die korrekte Spannung an, ist das Gerät bereit zum Einsatz.

Gemessen wird nun jeder aktive Leiter (L1, L2, L3 und N) gegen den Schutzleiter (PE). Unbedingt darauf achten, dass die Messspitzen auch wirklich Kontakt mit dem Leiter machen.

Dabei darf ruhig auch etwas Druck angewendet werden und bei oxidierten Kontakten empfehle ich mit der Messspitze etwas zu kratzen.

L1PE


L2 PE


L3 PE


N PE


Natürlich kann es auch vorkommen, dass der Schutzleiter unterbrochen ist und somit keine konkrete Spannung festgestellt wird, obwohl Spannung vorhanden ist. 

Daher empfehle ich, zusätzlich zur Messung gegen PE, alle aktiven Leiter gegen N zu messen. Und zusätzlich L1, L2 und L3 gegeneinander

Wird jetzt keine Spannung festgestellt, sieht es schon ganz vielversprechend aus

L1 N


L2 N


L3 N


L1 L2


L1 L3


L2 L3


Dazu muss ich noch anmerken, dass der zugelassene Spannungsprüfer bereits ein Warnsignal abgibt, wenn schon beim Messen mit einer Messspitze eine gefährliche Spannung ab 50V festgestellt wird.

Würden also im schlimmsten Fall alle Leiter unterbrochen sein, ausser ein einziger Aussenleiter, erkennt das der zweipolige Spannungsprüfer. Mit einem Multimeter würde man in diesen Fall keine Spannung messen.

Auch das spricht einmal mehr dafür, unbedingt den richtigen Spannungsprüfer bei der Prozedur der fünf Regeln zum Freischalten der Spannung zu verwenden.

Erfahre mehr über das Thema "Welches Messgerät zum Prüfen der Spannungsfreiheit?"


Regel 4: Erden und Kurzschließen

Der nächste Schritt ist das Erden des ausgeschalteten Stromkreises. Ich nehme hier meine Installation als Beispiel.

Auf das Erden und Kurzschließen kann bei Niederspannungsanlagen, d.h. bei einer Anlage bis 1000V Nennspannung verzichtet werden.

Aber ich möchte trotzdem diesen Schritt vollständigkeitshalber erklären, da es manchmal doch sinnvoll sein kann.

Als Beispiel dient ein Stromkreis mit besonders langen Leitungen. In diesem Fall können durch Induktion hohe Spannungen berührungslos auf den ausgeschalteten Stromkreis übertragen werden. Sind die Leiter nun geerdet, werden die Spannungen sicher abgeleitet.

Wie es der Titel schon beschreibt, fange ich zuerst an die aktiven Leiter zu erden und dann kurzzuschließen (grüngelber Draht).

Dies könnte auch so aussehen, bei größeren Anlagen sind spezielle Erdungsund Kurzschließsets erhältlich. Das ist in diesem Video besonders gut zu sehen → https://youtu.be/PnpxpSkn7GQ bei min 4:30.


Regel 5: Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken

Das Abdecken von benachbarten unter Spannung stehenden Teilen ist besonders bei älteren Anlagen mit vielen offenen und blanken Kupferteilen sehr hilfreich für die Sicherheit und das entspannte Arbeiten. 

Würde ein blankes, leitendes Teil zwischen zwei nur wenige Millimeter voneinander entfernten Stromschienen fallen, könnte dies zu einem Kurzschluss führen.

Damit entsteht ein hohes Gefahrenpotential und damit verbunden können auch hohe Sachschäden entstehen. 

Daher lohnt es sich in jedem Fall, ein paar Minuten mehr aufzuwenden. Zudem ist nach dem Abdecken auch ein zügigeres und entspannteres Arbeiten möglich, welches wiederum Zeit einspart. 

Das Abdecken der unter Spannung stehenden Teile erfolgt mit einem sogenannten Abdecktuch (1000V). Dieses Tuch wird mittels dazu erhältlichen isolierten Klammern (1000V) befestigt. 

Ich hoffe ich konnte diese fünf Sicherheitsregeln, welche zum Wichtigsten gehören, was beim Arbeiten an elektrischen Anlagen zu beachten und einzuhalten sind, verständlich weitergeben.


Verwendetes Messgerät:


Verwendete Abschließvorrichtung für Leitungsschutzschalter:


Alle Angaben ohne Gewähr. Wer ohne spezielle Ausbildung an Starkstrom arbeitet, begibt sich in Lebensgefahr!


Falls du Fragen hast, schreib mir bitte einen Kommentar.

One comment

  1. Hello,
    It’s really nice that I live in times I can read articles written by expirienced electrican from another country even if I can’t speak in his language… This is amazing!
    Thanks for useful advices and sharing your know-how, especially in safety topics.
    Greetings from Poland,
    Maciej Okoń

    PS translated in Google Translate

    Zuerst habe ich den Eintrag auf Englisch geschrieben, aber ich benutze Google Translate, also habe ich mich entschieden, die Übersetzung hochzuladen:

    Hallo,
    Es ist wirklich schön, dass ich in Zeiten lebe, in denen ich Artikel lesen kann, die von erfahrenen Elektrikern aus einem anderen Land geschrieben wurden, auch wenn ich nicht in seiner Sprache sprechen kann … Das ist erstaunlich!
    Vielen Dank für nützliche Ratschläge und das Teilen Ihres Know-hows, insbesondere in Sicherheitsthemen.
    Grüße aus Polen,

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