Kabel und Drähte in ein Leerrohr einziehen
Wenn ein Haus gebaut wird, werden in der Regel alle Leitungen Unterputz verlegt. Das heisst, Leerrohre werden in den Beton oder in das Mauerwerk verlegt.
Nach abgeschlossenem Rohbau müssen diese Rohre mit Kabeln bzw. Drähten gefüllt werden.
Natürlich ist es besser wenn die Kabel noch während dem Rohbau eingezogen werden. Auf diese Weise kann man verstopfte oder zerdrückte Rohrleitungen noch reparieren.
Im Grunde ist das Kabel einziehen eine simple Arbeit, doch das einte oder andere Detail sollte beachtet werden um ein problemloses Einziehen der Kabel zu ermöglichen.
Beispiel
Zur einfacheren Erklärung wird das Ganze verkleinert an einer Holzwand dargestellt. Die Leitungslängen sind normalerweise viel länger :-). Zu sehen sind zwei Unterputzdosen verbunden mit einem Leerrohr. In dieses wollen wir nun Drähte einziehen.
Zunächst sollte man darauf achten, dass die Leitung gut geschmiert ist. Es gibt speziell dafür entwickelte Elektroschmiermittel, diese findet man im Baumarkt. Wenn man es etwas billiger haben will, aber mit dem gleichen Effekt, kann man auch problemlos Silikonspray verwenden.
Nun kann man das Einzugsband (auch im Baumarkt erhältlich) in das Rohr schieben, bis es an der gewünschten Stelle ankommt. Alternativ kann man auch einen Eisendraht verwenden. Je nach Leitungslänge ist es zu empfehlen immer wieder etwas nachzuschmieren, während das Einzugsband hineingeschoben wird. Somit wird das Silikonspray immer weiter in das Leerrohr hineingetragen. Je besser die Leitung geschmiert ist, desto besser läuft sie!
Ist das Einzugsband auf der anderen Seite angekommen, kann man anschliessend die Drähte daran befestigen.
Zuerst abisolieren… sonst passen die Drähte nicht in die schmale Öse.
…dann in die Öse einfädeln…
…mit einer Spitzzange festdrücken…
…Isolierband drum und fertig (Beim Isolierband immer schön satt umwickeln).
So nun noch mal auf der anderen Seite schmieren und dann kann es losgehen. Nun sollte eine Person am Einzugsband ziehen und die andere die Drähte immer schön geordnet und geglättet hineinschoben. Hierbei ist die Kommunikation unter diesen zwei Personen sehr wichtig, da meistens kein Sichtkontakt vorhanden ist.
Nach getaner Arbeit, noch die Drähte auf die gewünschte Länge abschneiden und fertig.
Verschiedene Kabeltypen richtig befestigen
Hier noch ein paar Tips, wie man andere Kabeltypen am Einzugsband / Einzugsrute befestigen kann.
Koaxialkabel (Antennenkabel, TV-Kabel)
Hier haben wir das Koaxialkabel…
…den weissen Mantel mit einem Messer abmanteln…
…die Netzartige Abschirmung zurück ziehen…
…nun liegt die zweite Isolation frei, mit dem Messer einritzen…
…und einfach abziehen…
…nun die Abschirmung wieder zurück ziehen…
…jetzt kann man das Kabel sauber in die Öse des Einzugsbandes…
…einfädeln…
und verdrillen (bei längeren, oder schwer laufenden Leitungen Isolierband verwenden).
Telefonkabel (U72)
Isolation…
…mit dem Messer abmanteln…
… in die Öse einfädeln…
…und verdrillen (bei längeren, oder schwer laufenden Leitungen Isolierband verwenden).
Installationskabel 5×1,5mm
Normales starres Installationskabel mit fünf Adern…
…mit dem Messer abmanteln…
…drei von fünf Drähten abgestuft abschneiden (da fünf Drähte meistens nicht in die Öse passen und gebogen dicker als das Kabel selbst sind)…
…und die restlichen zwei, abisolieren…
…diese zwei Drähte in die Öse einführen…
…und mit Isolierband satt umwickeln.
Alle Angaben ohne Gewähr. Wer ohne spezielle Ausbildung an Starkstrom arbeitet, begibt sich in Lebensgefahr!
Klasse Beschreibung! Hat mir gestern mit dem US Wahlergebnis den Tag gerettet. Da ich ein sehr enges Leerröhrchen in einem Haus gebaut 1930 vorfand und eine zusätzliche Einzelader zu den bestehenden 2 einziehen wollte, war ich gezwungen eine bestehende Ader zum Nachziehen der 2 neuen zu verwenden. Den Kupferdraht umbiegen wäre zu dick geworden. Daher : 2 Einzeladern abisoliert, an die bestehende angelötet, Schrumpfschlauch drüber + Isolierband, ordentlich mit Silikon Öl aus dem Radwerkzeugkoffer geschmiert und dann sachte geschoben, während meine Frau auf der anderen Seite gezogen hat. Falls es nicht weitergeht : lieber noch einmal zurück, die Isolierbandstelle auf Ecken prüfen und ggf noch einmal etwas Band + Öl. Geduld wird mit Erfolg belohnt. Da mit der zusätzlichen Ader der Nullleiter ergänzt wurde, kann ich jetzt auch den Wifi-Dimmer statt dem bloßen Schalter nutzen 🙂
Hallo Florian
Freut mich, dass es geklappt hat :)!
Ich bewundere deine Geduld, die ist in einer solchen Situation nämlich zwingend nötig. Lieber noch mal zurück als murksen und mit Gewalt dahinter.
Beim Nachziehen sollte man immer darauf achten, dass man zuvor genug Schmiermittel in der Rohrleitung verteilt. So wird verhindert, dass die bestehenden Kupferleitungen verletzt werden.
Auch die Drähte die man neu einzieht, direkt alle paar Sekunden schmieren.
Falls die bestehenden Drähte in der Rohrleitung zu fest verdreht sind, sollte man gleich alle Drähte auswechseln, so kann man sich schlussendlich viel Zeit und Nerven sparen.
Moin Matthias, danke für deine Antwort, die noch einmal Anregungen gibt und meine Situation absolut bestätigt, als ob du daneben gestanden hättest 🙂 Meine Befürchtung war tatsächlich, dass die 2 bestehenden Drähte so stark miteinander verdrillt sind, dass ich einen einzelnen nicht unabhängig vom anderen herausziehen kann. Aber auch hier half, wie du sagst, viel Silikon und sanftes Ziehen /Schieben von beiden Seiten, um zu verstehen, wie die Situation ist. Wäre keine Unabhängigkeit gegeben gewesen, hätte ich wohl beide Drähte auf einmal zum Nachziehen nutzen müssen. In diesem Fall sollte die Verbindung auf keinen Fall reißen, sonst steht man ganz mit leeren Händen da. Natürlich nur sofern sich durch das nun komplett freie Leerrohr kein Einziehdraht schieben lässt. Bei mir hatte ich den Eindruck, dass das Leerrohr irgendwo mittendrin nicht mehr völlig durchgängig ist. Das wäre also der Gau gewesen. Aber so: Heute kommt der Dimmer und ich bin schon voller Vorfreude auf die Endmontage :)))
Danke, hat gut geklappt. Eine Bemerkung: es ist wichtig, die Arbeit vom „Schiebenden“ koordinieren zu lassen, damit der „Zieher“ nicht zieht, wenn kein Schub am andren Ende vorhanden ist und die Verbindung damit zusätzlich unter Stress setzt. Wir haben WD40 auf ein Lappen gesprüht, und den Kabel damit befeuchtet.